Es ist bedrückend an der Kreuzung zu stehen, an der gestern zur selben Zeit ein Kind von einem abbiegenden LKW getötet worden ist.
Es ist fast noch bedrückender, zu wissen, dass es in Wien hunderte ähnliche Kreuzungen gibt, an denen soetwas jederzeit wieder passieren kann.
Und doch – bleibt neben der Trauer, Wut und Lähmung, dass eben niemand im Straßenraum davor gefeit ist ein Fragezeichen. Warum muss es diese tonnenschweren Laster in der Stadt geben? Warum kann ich meine Kinder nicht in Sicherheit wissen, wenn sie im Straßenraum eh alles richtig machen und bei grün über den Zebrastreifen gehen? Wie sieht eine kindgerechte Stadt, eine menschengerechte Stadt aus?
Haben dort große LKWs eigentlich etwas verloren?
Warum gibt es nicht die Möglichkeit, dass diese riesigen Lastwägen nur auf Hauptverkehrsstrecken fahren und Verladestationen ansteuern, wo dann auf kleine elektrische Zulieferautos oder Lastenfahrräder umsortiert wird? Weniger gesundheitsgefährdender Feinstaub, weniger CO2 Belastung, weniger Lärm, weniger Platzverbrauch in der Stadt – vor allem aber weniger Gefährdung. Das ist möglich – wir müssen nur bereit sein für neue innerstädtische Logistikkonzepte.(1)
Aber auch Tempo30 für LKWs und Reisebusse wäre eine notwendige Maßnahme.
In den letzten zwei Monaten verunglückten in Wien drei Menschen tödlich, zwei jeweils bei grün am Zebrastreifen durch rechts abbiegende LKWs. Gestern war es ein neunjähriges Kind. Die Betroffenheit und Anteilnahme ist groß.
Ich frage mich, wie ich meine zwei Kinder zu selbstständigen und aktiven Verkehrsteilnehmern “empowern” kann? Viele Eltern erzählen mir, sie würden aus Sicherheitsdenken heraus ihre Kinder lieber im Auto im Straßenverkehr herumkutschieren, als sie der gefühlten Gefahr auszusetzen. Was verständlich klingen mag, ist gesellschaftlich jedoch die absolut falsche Konsequenz. Wenn Lastwagen Kinder töten, sollen nicht Kinder von der Straße verschwinden, sondern die LKWs.(2)
Wenn Elterntaxis Kinder am Weg zur Schule gefährden, soll es eine autofreie Zone zumindest vor der Schule zumindest vor Unterrichtsbeginn geben, Wege zu Kindergärten sollen zumindest verkehrsberuhigt sein, mit verbreiterten Gehsteigen zum Kindergarten.
So sieht eine kindergerechte Stadt, eine smart City wie Wien sie sein will, nämlich aus.
(1) Siehe: http://www.taz.de/!5512393/
(2) LKW und Busse waren in Österreich an 40% der tödlichen Fußgeher- und Radfahrerunfälle zwischen 2012 bis 2017 beteiligt.